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Neurovaskuläre Operationen und Verfahren

Aneurysmaclipping

In Abhängigkeit von mehreren Faktoren wie Patientenalter, Ort des Aneurysmas und dessen Beschaffenheit werden Patienten mit nicht-gebluteten oder gebluteten intrakraniellen Aneurysmen, also Aneurysmen innerhalb des Schädels, operativ mittels Clipping behandelt. Durch den Einsatz von modernen, während der Operation angewendeten Navigationsverfahren werden individualisierte Operationszugänge genutzt. Damit wird das Aneurysma minimal-invasiv, sicher und insbesondere permanent verschlossen (Abbildung 1).

Indocyaningrün (ICG)-Videoangiografie

Dieses nicht-invasive, Mikroskop basierte Verfahren stellt Gefäße während der Operation dar. Es dient einerseits der Kontrolle von Trägergefäßen und Aneurysmen nach dem Clipping, andererseits aber auch der Kontrolle von arteriovenösen Malformationen (Fehlbildung der Blutgefäße) oder duralen arteriovenösen Fisteln (spontane Gefäßfehlbildungen auf der Hirnhaut, beispielsweise durch Unfälle) vor und nach der Operation. Weiterhin kann mit Hilfe der ICG-Videoangiografie und der FLOW-800® Software im Rahmen von Aneurysmaoperationen (Abbildung 2) oder der EC-IC Bypasschirurgie die regionale Hirndurchblutung vor und nach Bypassanlage ausgewertet werden.

Intraoperative Angiografie und Hybridoperationen

Insbesondere bei der operativen Behandlung von komplexen intrakraniellen Aneurysmen beziehungsweise intrakraniellen oder spinalen arteriovenösen Malformationen (AVMs; Fehlbildung der Blutgefäße innerhalb des Schädels oder Rückenmarks) kann eine intraoperative Darstellung der Hirngefäße mittels Katheterangiografie notwendig sein. Eigens für derartige Operationen wurde eine der modernsten Anlagen (Zeego®, Fa. Siemens) in einem speziell entwickelten Operationssaal in der Neurochirurgie in Betrieb genommen.

Der Vorteil eines solchen Hybrid-Operationssaals ist, dass sowohl operative als auch bildgebende und interventionelle Eingriffe in einem Raum durchgeführt werden können. Daher können die Vorteile der verschiedenen bildgebenden und therapeutischen (chirurgisch und/oder endovaskulär) Verfahren komplementär und/oder kombiniert durchgeführt werden.

Mikrovaskuläre Dekompressionen (Jannetta Operation)

Die mikrovaskuläre Dekompression (nach Jannetta) dient der Behandlung der sogenannten neurovaskulären Konflikte im Bereich des Hirnstamms beziehungsweise Kleinhirnbrückenwinkels. Bei neurovaskulären Konflikten handelt es sich um einen Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen ein atypisch verlaufendes Gefäß einen Hirnnerven komprimiert (einengt) und entsprechende Symptome verursacht.

Die gängigsten Krankheitsbilder sind hier die Trigeminusneuralgie (anatomischer Konflikt der Arteria cerebelli superior, einer Kleinhirnaterie und Nervus trigeminus, einem Hirnnerven), bei der Patienten unter stärksten Schmerzattacken im Gesicht leiden, und der Hemispasmus facialis (anatomischer Konflikt der Arteria cerebelli anterior inferior, ebenfalls eine Kleinhirnaterie, und Nervus facialis, dem Gesichtsnerv), der plötzliche schmerzlose Muskelkontraktionen einer Gesichtshälfte, also Verkrampfungen, verursacht. Während der mikrovaskulären Dekompression werden die Gefäßnervenstrukturen verlagert - beziehungsweise räumlich getrennt, ohne dass diese in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.

ExtraCranieller-IntraCranieller (EC-IC) Bypass

Der sogenannte EC-IC Bypass ist eine Anastomose, also eine Verbindung zwischen einem extrakraniellen und einem intrakraniellen Gefäß (einem Gefäß außer- und innerhalb des Schädels) und ist somit als "Umgehungskreislauf von außen nach innen" zu verstehen. Er dient einerseits der Blutflusssteigerung bei Minderdurchblutungserscheinungen des Gehirns (zum Beispiel Moya-Moya Erkrankung, ein atherosklerotisch - durch Ablagerungen - bedingter Verschluss einer Gehirn versorgenden Arterie), andererseits der Blutflusserhaltung bei der Behandlung von komplexeren Aneurysmen und/oder Schädelbasistumoren. Letztlich kann durch diese effektive und risikoarme Methode der Blutfluss in der inneren Hauptschlagader des Gehirns (Arteria carotis interna) entweder verstärkt oder gar ersetzt werden. Dies geschieht von außen über eine Anastomose mit Endästen (Arteria temporalis superficialis) der äußeren Hauptschlager des Gehirns (Arteria carotis externa) (Abbildungen 3 und 4).

Kontextspalte


DKG Zertifizierung Neuroonkologie

Zentrum für Schädelbasischirurgie