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Pressemitteilung

Die Zukunft der europäischen Schmerzforschung

Schmerzforscher der Medizinischen Fakultät Mannheim diskutieren das Thema mit EU-Parlamentariern / Kernaussage: Die europäische Forschungsagenda sollte auch den Schmerz umfassen

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Schmerzforschung in Europa, mit (v.l.n.r.) Judy Birch (Pelvic Pain Support Network), Dr. Katy Vincent (University of Oxford), Dr. Ombretta Caspani und Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede (beide Medizinische Fakultät Mannheim u. IMI-PainCare), Alex Agius Saliba (EU-Abgeordneter), Prof. Dr. Winfried Meissner (Universitätsklinikum Jena), Prof. Dr. Esther Pogatzki-Zahn (Universitätsklinikum Münster) Copyright: EFIC

Chronische Schmerzen beeinträchtigen in hohem Maße die Lebensqualität der von der körperlichen Qual Betroffenen. Aufgrund der hohen Kosten, die sie im Gesundheitswesen verursachen, stellen chronische Schmerzen außerdem eine enorme Belastung für die Gesellschaft dar: Schmerzen sind der häufigste Grund für den Arztbesuch und die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung, und mehr als die Hälfte der krankheitsbedingten Abwesenheiten von der Arbeit sowie 60 Prozent der dauerhaften Behinderungen in Europa gehen auf das Konto von Schmerz.

Die Schmerzforschung ist daher ein Thema, mit dem sich auch das Europäische Parlament befasst. Am 21. März 2023 hatten EU-Parlamentarier in Brüssel zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zur „Zukunft der Schmerzforschung in Europa“ eingeladen. Die Veranstaltung wurde von Professor Dr. med. Rolf-Detlef Treede, Schmerzforscher an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und Koordinator des Projekts IMI-PainCare, moderiert.

IMI-PainCare ist ein Forschungsprojekt zur „Verbesserung der Versorgung von Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen“, bestehend aus einem Konsortium von 40 Partnern aus 14 Ländern. Es ist Teil der Initiative Innovative Arzneimittel (Innovative Medicines Initiative, IMI), einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und der pharmazeutischen Industrie. Die Initiative zielt darauf ab, die medizinische Forschung voranzutreiben und die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Akteure aus verschiedenen Sektoren in gemeinsamen Forschungsprojekten zusammenbringt.

"Akute und anhaltende Schmerzen unterschiedlichen Ursprungs stellen eine häufige medizinische, soziale und wirtschaftliche Belastung dar“, konstatiert Professor Treede. „Die Schmerztherapie zu verbessern, ist nach wie vor eine große unerfüllte Herausforderung für alle Gesundheitssysteme.“ Schätzungen zufolge leiden in Europa 100 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Das Spektrum reicht von Rückenschmerzen und Arthritis bis hin zu neuropathischen Schmerzen und Migräne.

Gemeinsam mit Dr. Ombretta Caspani – ebenfalls Medizinische Fakultät Mannheim sowie stellvertretende Koordinatorin von IMI-PainCare – gehörte Professor Treede außerdem zum Kreis der Experten des IMI-PainCare-Konsortiums und der European Pain Federation (EFIC), die eingeladen waren, ihre Erkenntnisse bei einer Podiumsdiskussion zum Hauptthema der Veranstaltung einzubringen.

Co-Moderatoren dieser Diskussionsrunde, an der neben dem Europa-Abgeordneten Cyrus Engerer auch Vertreter der European Cancer Organisation, des European Brain Council, der Innovative Health Initiative, der European Association for Palliative Care, der World Physiotherapy (Region Europa), der European Federation of Psychologists' Associations und der European Society of Anaesthesiology and Intensive Care teilnahmen, waren die Europa-Abgeordneten Cristian Silviu Busoi und Alex Agius Saliba.

Dr. Caspani hob dabei die Bedeutung von Biomarkern in der Schmerzforschung hervor: „Biomarker können die Arzneimittelentwicklung verbessern und haben das Potenzial, die Tür zu einer personalisierten Medizin und einem besseren Schmerzmanagement zu öffnen.“ IMI-PainCare hat wichtige Meilensteine bei der Verwendung von sogenannten PROMs (patient reported outcome measurements) und Biomarkern im Bereich der Schmerzforschung erreicht sowie Fortschritte speziell beim Verständnis von Beckenschmerzen erzielt.

Vertreter der European Pain Federation betonten die Wichtigkeit einer mehrdimensionalen, interdisziplinären Schmerzbehandlung, die vor allem auch die Allgemeinmediziner einbeziehen müsse. Das Fazit der Veranstaltung: Die Schmerzforschung gehört auf die Agenda der Europäischen Union.