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Hodenhochstand

Der Hodenhochstand (Maldescensus testis) ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen bei männlichen Neugeborenen. Frühgeborene sind noch deutlich häufiger betroffen. Die Fehllage der Hoden kann zu einer eingeschränkten Fertilität (=Fruchtbarkeit)  und bei Bauchhoden zu einem erhöhten Hodentumorrisiko im Erwachsenenalter führen.

Ziel der Therapie ist es Fruchtbarkeitsstörungen zu vermeiden und das Risiko für eine spätere Hodenkrebsentstehung zu minimieren. Die Therapie sollte nach dem 6. Lebensmonat eingeleitet werden und bis zum Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen sein.

Die Hoden werden in der Bauchhöhle angelegt und steigen im Rahmen der Entwicklung des Embryos in den Hodensack hinab. Hierbei kann es zu einer Lageanomalie des Hodens kommen. Klinisch unterscheidet man beim Hodenhochstand zwischen tastbaren Hoden und nicht tastbaren Hoden (Kryptorchismus). In etwa 80% der Fälle ist der Hoden tastbar.

Symptome

Ein Hodenhochstand fällt oft bei den Vorsorgeuntersuchungen oder den Eltern direkt auf. Bei tastbaren Hoden reicht meistens die Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung als Abklärung aus. Bei nicht tastbarem Hoden wird in unserem Zentrum ergänzend ein Ultraschall (Sonographie) zur weiteren Lagebestimmung des Hodens durchgeführt. Zeigt sich auch sonographisch kein Hoden, erfolgt eine Blutbestimmung und es muss eine Bauchspiegelung zur Hodensuche durchgeführt werden.

Unser Behandlungskonzept

Beim Pendelhoden handelt es sich um eine Normvariante ohne Krankheitswert. Der Hoden wird durch einen starken muskulären Reflex bei Kälte oder mechanische Reizung in den Leistenbereich gezogen und verweilt dort kurz. 

Beim Bauchhoden/Leistenhoden/Gleithoden ist eine operative Verlagerung des Hodens notwendig. Bei der operativen Therapie gibt es drei Möglichkeiten der Hodenverlagerung:

  1. Bei tiefliegendem, tastbarem Hoden erfolgt lediglich ein kleiner Schnitt über dem betroffenen Hodensack, über welchen der Hoden mobilisiert und im Hodensack fixiert werden kann.
  2. Bei einem Hodenhochstand mit einem tastbaren oder sonographisch darstellbaren Hoden im Bereich des Leistenkanals erfolgt ein kleiner Schnitt in der Leistenregion. Von hier wird der Hoden mobilisiert und anschließend aus dem Leistenkanal über einen Tunnel in das Hodenfach gezogen und hier ohne Spannung fixiert.
  3. In Fällen mit nicht tastbaren oder sonographisch nicht darstellbaren Hoden führen wir eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durch. Im Falle des Vorliegens von entsprechend entwickelten Hoden entscheidet die Lage, ob ein ein- oder zweizeitiges Manöver (nach Fowler-Stephens) zur Anwendung kommt.

Gut zu wissen:

  • Es handelt sich um eine ambulante Operation. Die Kinder können noch am selben Tag nach Hause entlassen werden.
  • Der Hautschnitt erfolgt stets im Verlauf einer natürlichen Hautfalte, sodass eine Narbe später kaum zu sehen sein wird.
  • Das Nahtmaterial ist selbst-resorbierend – ein Fadenzug ist nicht notwendig.

Nachbehandlung

Nach erfolgter Operation sollten im 1. Jahr regelmäßige klinische und ggf. sonographische Kontrollen beim Kinderarzt erfolgen. Nach Erreichen der Pubertät sollten die betroffenen Jugendlichen erneut durch einen versierten Kinderarzt oder Urologen über ihr leicht erhöhtes Hodentumorrisiko beraten und zur Selbstuntersuchung angelernt werden.


Sprechstunde


Publikationen unserer Mitarbeiter

  • Younsi, N. F., Zahn, K., & Stein, R. (2020). Operative Zugangswege beim Gleithoden und tiefen Leistenhoden – skrotaler Zugang [Scrotal orchidopexy for palpable undescended testis]. Aktuelle Urologie51(2), 186–190. https://doi.org/10.1055/a-0970-1896
  • Stein, R., Loersch, F., & Younsi, N. (2020). Praxisrelevantes aus der S2k-Leitlinie Hodenhochstand – Malsdescensus testis [German guideline on undescended testis-what is relevant in daily routine?]. Der Urologe. Ausg. A59(5), 559–564. https://doi.org/10.1007/s00120-020-01183-z
  • Radmayr, C., Dogan, H. S., Hoebeke, P., Kocvara, R., Nijman, R., Silay, S., Stein, R., Undre, S., & Tekgul, S. (2016). Management of undescended testes: European Association of Urology/European Society for Paediatric Urology Guidelines. Journal of pediatric urology12(6), 335–343. https://doi.org/10.1016/j.jpurol.2016.07.014
  • Stein, R., Reschke, F., & Ludwikowski, B. (2020). Der „unkomplizierte“ Leistenhoden : Wie praktikabel sind die Leitlinien? ["Uncomplicated" inguinal testis : How practicable are the guidelines?]. Der Urologe. Ausg. A59

    (3), 300–306. doi.org/10.1007/s00120-020-01129-5

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