Ein konkreter Fall aus der Universitätsmedizin Mannheim veranschaulicht die Bedeutung hochspezialisierter neurochirurgischer Eingriffe: Die 54-jährige Ärztin Dr. S. wurde im April 2024 notfallmäßig in der Klinik für Neurochirurgie aufgenommen – nach Wochen vergeblicher medikamentöser Behandlung an einer anderen Universitätsklinik.
Wiederholte Sprach- und Sehstörungen sowie Lähmungserscheinungen am rechten Arm entpuppten sich als Folge kleiner Schlaganfälle im Versorgungsgebiet der Arteria cerebri media, einer der wichtigsten Hirnarterien. Bei Aufnahme in Mannheim konnte ein akuter Schlaganfall nur noch durch eine medikamentöse Blutdrucksteigerung auf der Intensivstation verhindert werden.
Nach umfassender Diagnostik entschied sich das interdisziplinäre Team für einen selten gewordenen, aber hochwirksamen Eingriff: die Anlage eines extrakraniellen-intrakraniellen (EC-IC) Bypasses. Diese mikrochirurgische Operation stellt die Hirndurchblutung über eine Umgehungsstrecke wieder her. Bereits am Folgetag waren die Sprachstörungen rückläufig. Nach nur 48 Stunden konnte Dr. Schmitt die Intensivstation verlassen.
Der Fall ist Teil einer klinischen Serie zu sogenannten kritischen hämodynamischen Insuffizienzen, also abrupten Verschlüssen hirnversorgender Arterien mit drohendem Schlaganfall. Die Ergebnisse dieser Serie, ausgewertet gemeinsam mit der Charité Berlin, bildeten einen zentralen Bestandteil von Professor Etminans Vortrag in Boston – und stießen dort auf großes internationales Interesse.
„Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie differenzierte Diagnostik und operative Hochspezialisierung in kritischen Situationen lebensverändernd wirken können“, resümiert Professor Etminan.