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UMM auf Top-Symposium der Harvard Medical School vertreten

Professor Nima Etminan präsentierte beim Global Neurosurgery Symposium in Boston mikrochirurgische Behandlungskonzepte für kritische Hirndurchblutungsstörungen und setzte sich für globale medizinische Verantwortung ein.

Porträtfoto von Prof. Etminan auf dem Symposium

Die Universitätsmedizin Mannheim war Ende April prominent bei einer der wichtigsten internationalen Fachveranstaltungen der Neurochirurgie vertreten: dem Global Neurosurgery Symposium der renommierten Harvard Medical School in Boston.

Professor Dr. med. Nima Etminan, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der UMM, präsentierte im Rahmen eines viel beachteten Vortrags aktuelle Konzepte und Resultate zur mikrochirurgischen Behandlung schwerer zerebraler Durchblutungsstörungen.

Kritische Durchblutungsstörungen entstehen meist durch hochgradige und rasch auftretende Verengungen oder Verschlüsse wichtiger Hirnarterien und können unbehandelt zu schweren Schlaganfällen führen.

Professor Etminan demonstrierte, wie mikrochirurgische Bypass-Verfahren heute gezielt auch in besonders kritischen Fällen eingesetzt werden können. Und zwar gerade dort, wo an weniger spezialisierten Zentren kaum therapeutische Optionen bestehen.

Durch die kontinuierliche Optimierung und gezielte Zentralisierung solcher Hochrisikoeingriffe an erfahrenen Zentren lasse sich das Risiko schwerer Hirnschäden deutlich senken, so Etminan. Die präsentierten Daten basierten auf umfangreichen klinischen Erfahrungen aus Mannheim sowie auf einer wissenschaftlichen Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Unterzeichnung der "Boston Declaration" im Edward M. Kennedy Institute

Das internationale Symposium stand aber nicht nur im Zeichen modernster Neurochirurgie, sondern auch globaler Verantwortung: In der sogenannten „Boston Declaration 2025“ bekannten sich die teilnehmenden Expert*innen – darunter auch Professor Etminan – dazu, neurochirurgische Expertise in weniger privilegierte Regionen der Welt zu bringen. Ziel ist es, weltweit den Zugang zu lebensrettender Hochleistungsmedizin zu ermöglichen.

„Das kontinuierliche Streben nach Exzellenz als Operateur und Forscher darf nicht alles sein. Akademische Neurochirurgie bedeutet für mich auch, international Verantwortung zu übernehmen – und neurochirurgisches Wissen und Können dorthin zu bringen, wo es am dringendsten gebraucht wird“, betont Professor Etminan.

Die Teilnahme am Harvard-Symposium unterstreicht die internationale Spitzenstellung der Universitätsmedizin Mannheim in der Neurochirurgie und ihr Engagement für globale medizinische Gerechtigkeit.

Fallbeispiel zur aktuten Bypasschirurgie, um einen Schlaganfall abzuwenden

Ein konkreter Fall aus der Universitätsmedizin Mannheim veranschaulicht die Bedeutung hochspezialisierter neurochirurgischer Eingriffe: Die 54-jährige Ärztin Dr. S. wurde im April 2024 notfallmäßig in der Klinik für Neurochirurgie aufgenommen – nach Wochen vergeblicher medikamentöser Behandlung an einer anderen Universitätsklinik.

Wiederholte Sprach- und Sehstörungen sowie Lähmungserscheinungen am rechten Arm entpuppten sich als Folge kleiner Schlaganfälle im Versorgungsgebiet der Arteria cerebri media, einer der wichtigsten Hirnarterien. Bei Aufnahme in Mannheim konnte ein akuter Schlaganfall nur noch durch eine medikamentöse Blutdrucksteigerung auf der Intensivstation verhindert werden.

Nach umfassender Diagnostik entschied sich das interdisziplinäre Team für einen selten gewordenen, aber hochwirksamen Eingriff: die Anlage eines extrakraniellen-intrakraniellen (EC-IC) Bypasses. Diese mikrochirurgische Operation stellt die Hirndurchblutung über eine Umgehungsstrecke wieder her. Bereits am Folgetag waren die Sprachstörungen rückläufig. Nach nur 48 Stunden konnte Dr. Schmitt die Intensivstation verlassen.

Der Fall ist Teil einer klinischen Serie zu sogenannten kritischen hämodynamischen Insuffizienzen, also abrupten Verschlüssen hirnversorgender Arterien mit drohendem Schlaganfall. Die Ergebnisse dieser Serie, ausgewertet gemeinsam mit der Charité Berlin, bildeten einen zentralen Bestandteil von Professor Etminans Vortrag in Boston – und stießen dort auf großes internationales Interesse.

„Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie differenzierte Diagnostik und operative Hochspezialisierung in kritischen Situationen lebensverändernd wirken können“, resümiert Professor Etminan.

Die Spezialaufnahmen während der OP zeigen die Durchblutung des Gehirns bei Frau Dr. S. Links ist deutlich zu erkennen, wie verzögert der Blutfluss (grün/blau) vor dem Bypasseingriff war; das Spendergefäß verläuft von oben im Bild nach unten und durchblutet noch die Haut. Rechts – nur Minuten nach der Anlage des Bypasses – fließt das Blut (rot/orange) durch den Bypass (rot) deutlich schneller durch das betroffene Hirnareal. Ein anschaulicher Beleg für den Erfolg des Eingriffs.

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