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Pressemitteilung

Medizinstudium in Zeiten von Corona

Vom Präsenz-Unterricht zur Online-Lehre

Vorlesungen und Praktika in Zeiten von Corona

Leere Hörsäle, verwaiste Seminarräume - seit Mitte März gibt es an der Medizinischen Fakultät Mannheim keinen Präsenzunterricht mehr, Hörsäle und Seminarräume sind für Studierende geschlossen. Dennoch musste bisher kaum Unterricht ausfallen. Denn in einem beispiellosen Kraftakt ist es Dozenten, dem eLearning-Team der EDV-Abteilung und dem Studiendekanat gelungen, Vorlesungen, Seminare und sogar verschiedene Praktika auf digitale Formate umzustellen.

Für alle Beteiligten eine große Herausforderung: Anstatt eine Vorlesung im gut besuchten Hörsaal zu halten, mussten Dozenten den Unterricht jetzt aufzeichnen - allein mit Rechner und Software, ohne studentisches "Publikum". Und anstatt mit den Kommilitoninnen im Seminarraum zu diskutieren, nehmen Studierende online an Videokonferenzen ihrer Seminargruppe teil. Das eLearning-Team leistete dabei volle Unterstützung. "Innerhalb von vier Wochen wurden mehr als 700 Lehrveranstaltungen erfasst und abgebildet", berichtet Barbara Braun über die kräftezehrende Anfangsphase. "Wir haben etliche Schulungen durchgeführt und in Zusammenarbeit mit der AG Lehrforschung und der Bibliothek Material bereitgestellt, mit dem die Dozenten ihre Lehre umarbeiten können. Und wir haben die Aufnahmen natürlich unterstützt."

Auch rechtliche Fragen mussten geklärt werden, etwa zum Datenschutz oder zum Urheberrecht. "Hier hat die Zusammenarbeit mit der Fakultäts- und Universitätsverwaltung wirklich hervorragend funktioniert", hebt Barbara Braun hervor. Dass es ihr und ihren Kolleginnen binnen kürzester Zeit gelungen ist, auch für die Sicherstellung eines Vielfachen der bisherigen Serverkapazität zu sorgen, bleibt dabei fast eine Randnotiz. Von Anfang an wurde das eLearning-Team auch von Studierenden verstärkt, die sich bereits in der Vergangenheit ehrenamtlich für das eLearning eingesetzt hatten und jetzt sofort zur Hilfe bereitstanden.

Die Umgebung für die virtuelle Lehre musste teilweise erst bereitgestellt, etwa Seminarräume mit entsprechender Aufnahme- und Beleuchtungstechnik versehen werden. Manche Dozenten wurden hier richtig kreativ. In der Pathologie etwa montierte man eigens eine GoPro-Kamera so, dass sie das Präparieren einer Gewebeprobe aus der Vogelperspektive einfangen kann. Ein aufwändiges Procedere: Für jede Unterrichtseinheit, so die Schätzung von Dr. Cleo-Aron Weis aus der Pathologie, falle zusätzlich zur Aufnahme-, also Lehrzeit, noch mindestens einmal genauso viel Zeit für die digitale Aufbereitung an.

Das allerdings habe auch seine Vorteile, findet Dr. Thomas Schmidt aus der Anatomie. "Dadurch, dass ich meine Vorlesung jetzt als Onlineformat zusammenstelle, befasse ich mich selbst noch einmal sehr intensiv mit dem Stoff. Ich muss viel genauer überlegen, was ich wie transportiere, damit es verständlich wird. Denn die Reaktion von Studierenden, auf die ich in einer Präsenzvorlesung reagieren kann, muss ich quasi vorhersehen."

Für den Online-Unterricht stehen den Studierenden jetzt verschiedene Formate zur Verfügung. Vorlesungen und Seminare etwa werden als Videoaufzeichnung in der Plattform Panopto bereitgestellt, Praktika und kleinere Lerngruppen treffen sich über das Konferenztool heiCONF. Eingebettete Erklärvideos oder Folien und Bilder ergänzen auch hier den Unterricht, manche Dozenten bieten zusätzliche Foren, in denen Studierende über eine Chatfunktion Fragen stellen oder diskutieren können.

Das funktioniere wirklich gut, betonen die Studierenden. Und das belegen auch die Zahlen: In den letzten fünf Wochen verzeichnet das System mehr als 30.000 Userstunden - im Wintersemester vor Corona waren es 9.000 im gesamten Semester. Dass ihr Studium auch in Corona-Zeiten so reibungslos weiterläuft wissen die Studierenden zu schätzen. "Wirklich toll, was hier an der Fakultät für uns geleistet wird", so der Tenor der Studierenden. Natürlich habe die digitale Lehre gerade in der Medizin ihre Grenzen. Aber dass etwa Vorlesungen, die online bereitstehen, immer wieder nachgehört und angesehen werden können, sei eine große Hilfe. "Wenn man etwas nicht verstanden hat, kann man sich das auf Panopto noch einmal ansehen," so David Andreae aus dem dritten Semester. "Und man kann sich die Zeit dafür besser einteilen", ergänzt eine Kommilitonin aus dem siebten.

Mittlerweile befinden sich mehr als 2.000 Videos in den Plattformen von Moodle und Panopto. Im e-Learning-Team befasst man sich nun verstärkt mit dem weiteren Ausbau des online-Unterrichts. Jetzt geht es darum, die Inhalte nicht nur zu erfassen, sondern sie didaktisch speziell für digitale Formate noch besser aufzubereiten.