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HIFU-Therapie bei Prostatakrebs

Für Patienten, die wegen Prostatakrebs behandelt werden, stehen sowohl offene und roboter-assistierte laparoskopische Operationsverfahren (Da Vinci-Roboter) zur radikalen Entfernung der Prostata als auch die Bestrahlung der Prostata von außen und innen (Jod-Seeds) zur Verfügung. Da die Erkrankung durch ein Prostatakarzinom sehr unterschiedlich verlaufen kann, sollte die Wahl der Therapieform immer der Aggressivität des Tumors und dem Wunsch des informierten Patienten angepasst sein. Bei wenig aggressiven, lokal begrenzten Tumoren, kann die radikale Operation oder Bestrahlung des gesamten Organs eine Übertherapie mit dem Risiko für damit verbundene mögliche Nebenwirkungen (Impotenz, Inkontinenz) darstellen. Teilweise besteht hier die Möglichkeit der aktiven Überwachung. Die Entwicklung fokaler Therapieformen (HIFU-Therapie) soll Risiken in Verbindung mit einer erfolgreichen Tumortherapie reduzieren.

Seit dem Jahr 2014 ist eine minimal-invasive gezielte Tumortherapie des Prostatakarzinoms (Prostatakrebs) erstmals bei uns möglich. Dazu haben wir als erste Klinik in Deutschland das Gerät FocalOne® (EDAP, Frankreich) angeschafft für die Nutzung im Rahmen von klinischen Studien. Die Genauigkeit bei der zielgerichteten Zerstörung des Prostatatumors durch die minimal invasive HIFU-Technologie hat sich durch die neuartige Fusion von MRT- und Ultraschallbildern während der Therapie deutlich verbessert. Dabei wird der Tumor mittels einer Ultraschallsonde durch den Enddarm lokalisiert und anschließend mittels hochintensivfokussiertem Ultraschall (HIFU) zerstört.

In den folgenden Abschnitten finden Sie weitere Informationen zur minimal invasiven HIFU-Therapie von Prostatakrebs. Gerne beraten wir Sie hierzu persönlich.

Warum die HIFU-Therapie?

Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung weltweit. Pro Jahr erkranken in Deutschland von 100.000 Einwohnern ca. 112 neu am Prostatakrebs. Ein Großteil dieser Prostatatumore wird im lokal begrenzten, niedrig- oder mittleren Risiko Stadium entdeckt. Als Patient mit lokal begrenztem, niedrig- oder mittleren-Risiko Prostatatumor stehen Ihnen etablierte Therapieverfahren (die Prostata Operation, die Prostata Bestrahlung und die Jod-Seeds-Implantation/Brachytherapie) zur Verfügung. Einige Patienten werden dadurch möglicherweise übertherapiert und können mögliche Folgen (Impotenz und Inkontinenz) erleiden. Es gibt bei niedrig-Risiko Prostatatumoren mit bestimmten Eigenschaften deshalb auch die Möglichkeit den Tumor aktiv zu überwachen (Active Surveillance). Hier sind regelmäßige erneute Prostatabiopsien notwendig. Bei circa einem Drittel der Patienten wird die aktive Überwachung abgebrochen, da der Tumor aggressivere Eigenschaften entwickelt oder bei den Patienten der Wunsch nach einer aktiveren Therapieform entsteht.

Die fokale Therapie mittels MRT/Ultraschall-gesteuerter hochintensiv fokussiertem Ultraschall (HIFU) des niedrig- oder mittleren-Risiko Prostatatumors soll die Lücke zwischen möglicher Übertherapie und aktiver Überwachung schließen. Da die HIFU-Therapie aufgrund der Studienlage bisher ein experimentelles Therapieverfahren ist, werden Patienten nur in klinischen Studien behandelt. Durch die engmaschige Überwachung während und nach der Therapie wird die Sicherheit für die Patienten gewährleistet.

Was passiert bei einer HIFU-Therapie?

Die fokale HIFU-Behandlung von Prostatakrebs erfolgt in Vollnarkose. Über den Enddarm wird – wie bei der Prostatabiopsie – eine Ultraschall-Sonde eingeführt. Die Bilder der MRT-Untersuchung der Prostata und des Ultraschalls werden miteinander fusioniert, um den Tumorherd genau zu lokalisieren. Anschließend wird über die Sonde die Energie mittels Ultraschallwellen abgeben, die den Prostatatumor durch Hitzeentstehung zerstört. Der Enddarm wird während der Behandlung gekühlt, um nicht durch die Hitze geschädigt zu werden. Die Behandlungsdauer liegt je nach Ausdehnung des Tumorherdes zwischen einer halben und einer Stunde. Am zweiten Tag nach der Behandlung können die behandelten Patienten in der Regel entlassen werden. Ihr behandelnder Urologe wird anschließend zunächst vierteljährlich Ihren PSA-Wert kontrollieren. Um zu überprüfen, ob der Prostatakrebs durch die HIFU-Behandlung zerstört wurde, wird im Rahmen der Studie neun bis zwölf Monate nach der Therapie erneut eine MRT/Ultraschall gesteuerte Fusions-Biopsie der Prostata durchgeführt.

Was ist das besondere an dem Gerät FocalOne®?

Das FocalOne® (Abb. 1 A) ist die modernste Weiterentwicklung des hochintensiv fokussierten Ultraschalls (HIFU). Weltweit sind bisher etwa 30.000 Patienten mit den Vorgängermodellen behandelt worden. Da der Prostatatumor mit den rein Ultraschall-gesteuerten Vorgängermodellen nicht eindeutig zu lokalisieren war, wurde meist die komplette Prostata behandelt. Die Tumordetektion hat sich in den letzten Jahren durch eine neue multiparametrische MRT-Bildgebung (mpMRT) der Prostata signifikant verbessert. Dadurch ist eine zielgenauere fokale Therapie möglich. Für die HIFU-Therapie mit FocalOne® wird die MRT-Bildgebung der Prostata genutzt um den Tumor zu lokalisieren und gezielt zu zerstören (Abb. 1 B). Der Radiologe zeichnet den Tumor vor Beginn der Behandlung ein. So können diese Bilder mit den Echtzeit-Ultraschallbildern übereinander gelegt (fusioniert) werden. Der Tumor wird dadurch in den Echtzeitbildern sichtbar. Zur Behandlung wurde die Sonde beim FocalOne® weiterentwickelt. Die Sonde hat acht Fokuspunkte mit jeweils einer Länge von fünf Millimetern. Damit ist eine deutlich genauere Behandlung des Tumors möglich und das Behandlungsareal kann sehr genau an die Tumorgröße angepasst werden. Anschließend kann mit einem Ultraschall-Kontrastmittel das Behandlungsergebnis unmittelbar kontrolliert werden. 

Bei welchen Tumoren ist eine Behandlung mittels FocalOne® möglich?

Da die Behandlung ein neuartiges Therapieverfahren ist, existieren keine Leitlinien. Deshalb sollten Patienten nur in Studien behandelt werden. Aus den Erfahrungen mit der HIFU-Behandlung seit Einführung der Technologie wurden Empfehlungen von Expertenkommissionen erstellt. Die Lebenserwartung sollte > 10 Jahre sein und der Tumor sollte auf die Prostata begrenzt sein.

1)    Patienten mit der Erstdiagnose Prostatakrebs:

Bei Patienten mit Tumorabsiedelungen im Körper (Metastasen) ist eine Behandlung nicht sinnvoll. Abhängig von den Studienprotokollen sollte der PSA-Wert nicht > 10 bzw. 15 ng/ml liegen. Der Gleason-Score sollte maximal 7 (3+4) sein.

2)    Patienten mit einem Lokalrezidiv des Prostatatumors nach Bestrahlung der Prostata:

Bei Patienten mit Tumorabsiedelungen im Körper (Metastasen) ist eine Behandlung nicht sinnvoll. Der PSA-Wert sollte nicht > 10 ng/ml liegen. Der Gleason-Score sollte maximal 7 (4+3) sein.

Welche Diagnostik ist vor einer HIFU-Therapie notwendig?

Zur optimalen Behandlung mit FocalOne® ist neben der konventionellen 12-Stanzen-Biopsie der Prostata eine gezielte Biopsie der im Prostata-MRT auffälligen Areale notwendig (Abb. 2 A & B). Das dafür erforderliche MRT darf frühestens 6 Wochen nach der 12-Stanzen-Biopsie durchgeführt werden (wegen kleineren Einblutungen nach der Biopsie). Anschließend wird ein Termin für eine MRT/Ultraschall gesteuerte Fusions-Biopsie der Prostata vereinbart. Die Ergebnisse werden besprochen, um eine mögliche Behandlung mit dem FocalOne® in einer Studie zu prüfen.

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