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Enuresis und kindliche Harninkontinenz

Sehr geehrte Eltern,

wir möchten Sie darüber informieren, dass wir in unserem Zentrum Kinder mit kindlicher Harninkontinenz und/oder Enuresis (nächtlichem Einnässen) in der Regel erst ab dem vollendeten 7. Lebensjahr gezielt behandeln.

Warum behandeln wir erst ab dem Alter von 7 Jahren?

Gelegentliches oder auch regelmäßiges Einnässen – insbesondere nachts  – ist bis zum Grundschulalter ein häufiges Phänomen und gehört in vielen Fällen zur normalen Entwicklung der kindlichen Blasenkontrolle. Viele auch länger betroffene Kinder erlangen die Kontrolle über ihre Blase ganz natürlich im weiteren Verlauf des Reifungsprozesses, ohne dass eine medizinische Behandlung notwendig ist.

Die aktuellen medizinischen Leitlinien sehen daher das nächtliche oder auch tagsüber auftretende Einnässen bis zum vollendeten 5. Lebensjahr als einen altersgerechten Entwicklungsschritt an. Erst nach dem 5. Geburtstag – und nach Ausschluss organischer Ursachen – kann von einer möglichen Enuresis oder einer kindlichen Harninkontinenz gesprochen werden, die unter Umständen eine weiterführende Abklärung und Behandlung erforderlich macht.

Wir empfehlen daher ab diesem Zeitpunkt eine Basisabklärung durch Ihre betreuende Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt bzw. eine/n niedergelassene/n Urologin/Urologen. Gleichzeitig sollten die unten aufgeführten grundlegenden urotherapeutischen Maßnahmen konsequent umgesetzt werden.

Erst wenn die Beschwerden trotz ambulanter Diagnostik und Therapie weiterhin bestehen und auch über den 7. Geburtstag hinaus andauern, ist eine Vorstellung in unserem spezialisierten Zentrum sinnvoll. Diese sollte betroffenen Kindern mit anhaltender Symptomatik trotz Vorbehandlung vorbehalten bleiben.
 

Was Sie tun können – einfache urotherapeutische Tipps:

Zur Förderung einer altersgerechten Blasenkontrolle empfehlen wir folgende, gut umsetzbare Alltagstipps:

  1. Flüssigkeitszufuhr tagsüber steuern: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend über den Tag verteilt trinkt – idealerweise den Hauptanteil bis zum späten Nachmittag. Am Abend sollten Getränke nur noch in kleinen Mengen getrunken werden.
  2. Regelmäßige Toilettengänge: Ermutigen Sie Ihr Kind tagsüber circa alle 3 Stunden und vor dem Schlafengehen zur Toilette zu gehen. Ein langes Herauszögern der Miktion bei voller Blase sollte vermieden werden.

  1. Toilettengang vor dem Schlafen: Ein nochmaliger Toilettengang direkt vor dem Zubettgehen sollte fester Bestandteil der Abendroutine sein.
  2. Kein Wecken in der Nacht: Das gezielte Wecken Ihres Kindes zum Wasserlassen in der Nacht ist nicht hilfreich für die Entwicklung einer stabilen, autonomen Blasenkontrolle und wird daher nicht empfohlen.
  3. Geduld, Verständnis und positive Unterstützung: Vermeiden Sie Strafen, Beschämung oder Druck bei Einnässen. Einfühlsame Begleitung und Verständnis fördern das Selbstwertgefühl Ihres Kindes und unterstützen eine gesunde Entwicklung.

Weitere hilfreiche Empfehlungen finden Sie auf der Website der Konsensusgruppe Kontinenzschulung unter: https://www.kontinenzschulung.de.

Wann ist eine Vorstellung in unserem Zentrum sinnvoll?

Sollte Ihr Kind nach dem 7. Geburtstag – trotz durchgeführter unauffälliger Basisabklärung und Umsetzung urotherapeutischer Maßnahmen – weiterhin regelmäßig einnässen, beraten wir Sie gerne im Rahmen unserer spezialisierten Sprechstunde. Wir bieten eine kindgerechte Diagnostik und individuelle, wissenschaftlich fundierte Behandlungsmöglichkeiten an.

Bei Fragen oder Unsicherheiten können Sie sich jederzeit an uns wenden. Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

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