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Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Adipositas bei Jugendlichen, auch als Jugend- oder Adipositas im Kindesalter bekannt, bezeichnet eine übermäßige Ansammlung von Körperfett bei jungen Menschen, die zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Adipositas wird in der Regel durch den Body-Mass-Index (BMI) diagnostiziert, der das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße misst. Bei Jugendlichen wird der BMI alters- und geschlechtsspezifisch bewertet, um zu bestimmen, ob ein Kind übergewichtig oder adipös ist. In vielen Ländern wird Adipositas bei Jugendlichen anhand von BMI-Perzentilen klassifiziert. Ein Jugendlicher gilt als übergewichtig, wenn sein BMI im 85. bis 94. Perzentil für Alter und Geschlecht liegt, und als adipös, wenn sein BMI im 95. Perzentil oder darüber liegt. Operative Therapien erfolgen bei einer BMI Perzentile ³ 99.5 (BMI > 40) sowie einer BMI Perzentile ³ 97 (BMI > 35) + Vorliegen einer relevanten Komorbidität.

Die Ursachen für Adipositas bei Jugendlichen sind vielfältig und umfassen genetische, ernährungsbedingte, bewegungsbezogene, psychosoziale und umweltbedingte Faktoren. Erbliche Faktoren können die Neigung zur Gewichtszunahme beeinflussen. Eine unausgewogene Ernährung mit hohem Konsum von kalorienreichen, nährstoffarmen Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken trägt wesentlich zur Adipositas bei. Bewegungsmangel durch wenig körperliche Aktivität und viel sitzende Tätigkeiten, wie Fernsehen oder Computerspiele, verschärft das Problem. Psychosoziale Faktoren wie Stress, familiäre Essgewohnheiten und emotionales Essen spielen ebenfalls eine Rolle.

Adipositas bei Jugendlichen kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Physische Gesundheitsprobleme umfassen ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, orthopädische Probleme und Schlafapnoe. Auch die psychische Gesundheit ist betroffen, da adipöse Jugendliche ein höheres Risiko für Depressionen, geringes Selbstwertgefühl und soziale Isolation haben. Langfristig besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, auch im Erwachsenenalter adipös zu bleiben, was das Risiko für chronische Erkrankungen weiter erhöht.

Adipositas bei Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, das Aufmerksamkeit und gezielte Maßnahmen erfordert, um die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen zu sichern.

Diagnostik

Die Diagnose von Adipositas bei Jugendlichen umfasst eine Reihe von Schritten, um das Vorhandensein und das Ausmaß festzustellen sowie mögliche gesundheitliche Komplikationen zu identifizieren. Zunächst wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, bei der Ernährungsgewohnheiten, körperliche Aktivität, medizinische Vorgeschichte und psychosoziale Faktoren erfasst werden. Dies hilft, ein umfassendes Bild der Lebensumstände und potenziellen Risikofaktoren des Jugendlichen zu gewinnen.

Eine körperliche Untersuchung folgt, bei der Körpergewicht und Körpergröße gemessen werden, um den Body-Mass-Index (BMI) zu berechnen. Bei Jugendlichen wird der BMI alters- und geschlechtsspezifisch bewertet und in Perzentilen eingeteilt. Ein BMI im 85. bis 94. Perzentil gilt als Übergewicht, während ein BMI im 95. Perzentil oder darüber als Adipositas klassifiziert wird.

Laboruntersuchungen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik. Der Blutzucker wird gemessen, um Diabetes oder Prädiabetes auszuschließen, und die Blutfette werden überprüft, um das kardiovaskuläre Risiko zu bewerten. Leberwerte werden bestimmt, um eine Fettlebererkrankung zu erkennen, und Hormonwerte, wie Schilddrüsenhormone, werden überprüft, um endokrine Ursachen der Adipositas auszuschließen.

Zusätzliche diagnostische Verfahren können je nach individueller Situation erforderlich sein. Eine Blutdruckmessung hilft, Bluthochdruck zu erkennen, der häufig mit Adipositas einhergeht. Eine Ultraschalluntersuchung der inneren Organe kann zur Beurteilung einer möglichen Fettleber eingesetzt werden.

Schließlich ist eine psychologische und ernährungswissenschaftliche Beratung notwendig sein, um Essgewohnheiten, Verhaltensmuster und psychische Aspekte der Adipositas zu beleuchten. Eine umfassende Diagnose von Adipositas bei Jugendlichen erfordert somit einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl physische als auch psychische Faktoren berücksichtigt, um eine effektive Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Aufgrund ihres jungen Alters müssen Jugendliche, die sich einer Operation unterziehen möchten, verschiedene Kriterien erfüllen. Dazu zählen eine ausreichende emotionale Reife, um die Herausforderungen der Operation und der anschließenden Genesungsphase zu bewältigen. Zudem ist es wichtig, dass sie die Notwendigkeit und die Auswirkungen des Eingriffs verstehen und akzeptieren können. Ein Verständnis dafür, dass sie lebenslang Nahrungsergänzungsmittel einnehmen müssen, um einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt sicherzustellen, ist ebenfalls entscheidend. Weiterhin sollten sie bereit sein, die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen nach der Operation gewissenhaft wahrzunehmen. Diese Termine sind entscheidend, um den Heilungsverlauf zu überwachen, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und langfristige Gesundheitsziele zu erreichen.

Unser Behandlungskonzept

Ein Behandlungskonzept für Adipositaschirurgie umfasst eine ganzheitliche Herangehensweise zur Behandlung von schwerer Adipositas, die nicht nur chirurgische Eingriffe beinhaltet, sondern auch eine umfassende Betreuung vor und nach der Operation. Ziel ist es, den langfristigen Erfolg zu maximieren und mögliche Komplikationen zu minimieren. Dieses Konzept integriert verschiedene medizinische Disziplinen und Therapien, um den Patient:innen  ganzheitlich zu unterstützen.

Zu Beginn steht eine gründliche Vorbereitung, die eine umfassende Anamnese und Diagnostik umfasst. Hierbei werden die individuellen Risikofaktoren, die medizinische Vorgeschichte und mögliche Begleiterkrankungen erfasst. Ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Chirurgen, Ernährungsberatern, Psychologen und anderen Fachärzten, arbeitet zusammen, um einen maßgeschneiderten Behandlungsplan zu erstellen.

Vor der Operation ist eine Gewichtsreduktion durch eine kalorienarme Diät oft notwendig, um das Operationsrisiko zu senken und die Lebergröße zu reduzieren.

Die chirurgische Intervention selbst, sei es ein Magenbypass, eine Schlauchmagenoperation, wird individuell auf den Patient:innen  abgestimmt. Die Wahl der Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Ausgangsgewicht, Begleiterkrankungen und individuelle Präferenzen. Die Operation wird in unserem spezialisierten Zentrum von erfahrenen Chirurgen durchgeführt, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und das Komplikationsrisiko zu minimieren.

Das multimodales Behandlungskonzept für Adipositaschirurgie stellt somit sicher, dass der Patient nicht nur operativ behandelt wird, sondern auch umfassend betreut und unterstützt wird, um langfristig ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten. Dieser ganzheitliche Ansatz maximiert die Chancen auf eine erfolgreiche Gewichtsreduktion und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Schlauchmagen- Operation (Sleeve-Gastrektomie)

Die Schlauchmagen-Operation, auch bekannt als Sleeve-Gastrektomie, ist ein bariatrischer Eingriff zur Behandlung von extremer Adipositas. Dabei wird ein großer Teil des Magens entfernt, sodass ein schlauchförmiger Restmagen entsteht, der etwa 20-30% des ursprünglichen Magens ausmacht. Diese Verkleinerung führt zu einer erheblichen Reduktion der Nahrungsaufnahme und fördert das Sättigungsgefühl. Der Eingriff wird minimalinvasiv, meist laparoskopisch, durchgeführt.

Magen-Bypass-Operation (Roux-en-Y-Magen-Bypass)

Die Magen-Bypass-Operation, auch bekannt als Roux-en-Y-Magen-Bypass, ist ein bariatrischer Eingriff zur Behandlung von schwerer Adipositas. Dabei wird der Magen verkleinert, indem ein kleinerer Magenbeutel abgetrennt und vom Rest des Magens getrennt wird. Dieser kleine Magenbeutel wird dann direkt an den Dünndarm angeschlossen, wodurch ein Teil des Dünndarms umgangen wird.

Dieser Bypass führt dazu, dass weniger Nahrung aufgenommen werden kann und der Körper weniger Kalorien aufnimmt. Darüber hinaus wird die Produktion bestimmter Verdauungsenzyme reduziert, was ebenfalls zur Gewichtsabnahme beiträgt. Die Operation wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, was zu schnelleren Genesungszeiten führt.

Beide Operationen führen wir ohne vorherige Kostenzusage der Krankenkasse durch, so dass der gesamte Prozess deutlich beschleunigt werden kann. Aufgrund unserer genauen Diagnostik und der multimodalen Behandlung werden die Kosten stets von der Krankenkasse übernommen.

Nach der Operation befindet sich der Patient meist zwei Nächte auf unserer kinderchirurgischen Station. Bei normalem Verlauf erfolgt dann die Entlassung nach Hause. Sie erhalten hierbei bereits Ihren ersten Nachsorgetermin, welcher ca. zwei Wochen nach der Operation stattfinden wird. Wir informieren Sie ausführlich zu allen relevanten Themen wie Ernährung und Substitution von Vitaminen und Spurenelementen.

Nachbehandlung

Die geplanten Kontrolltermine nach einer bariatrischen Operation sind entscheidend für die langfristige Überwachung und Betreuung der Patienten. Der erste Kontrolltermin findet typischerweise 10-14 Tage nach der Operation statt, um den Heilungsprozess zu überwachen und eventuelle frühe Komplikationen zu erkennen.

Weitere geplante Kontrolltermine sind wie folgt festgelegt:

  • 10 Wochen nach der Operation
  • Im ersten Jahr nach der Operation alle 3 Monate
  • Im zweiten Jahr nach der Operation alle 6 Monate
  • Ab dem dritten Jahr nach der Operation jährlich

Diese regelmäßigen Termine dienen dazu, den Fortschritt der Gewichtsabnahme zu bewerten, eventuelle medizinische Probleme zu identifizieren und den Patient:innen  bei der Anpassung an ihren neuen Lebensstil zu unterstützen.

Zusätzlich zu den ärztlichen Untersuchungen sind regelmäßige Laborkontrollen alle 6 Monate empfohlen, die auch durch den Kinder-/Hausarzt durchgeführt werden können.

Diese umfassenden Untersuchungen stellen sicher, dass die Patient:innen  nach der bariatrischen Operation optimal betreut werden und eventuelle Gesundheitsrisiken rechtzeitig erkannt und behandelt werden können.

Durch den Eingriff in den Verdauungstrakt können wichtige Vitamine und Spurenelemente nicht alleine über die Nahrung aufgenommen werden. Zur Vermeidung von Mangelerscheinungen ist die lebenslange Einnahme von folgenden Präparaten notwendig:

  • 1x tgl Multivitaminpräparat (die ideale Zusammensetzung für bariatrische Patient:innen  enthalten  Präparate der Hersteller FitForMe®, Bariatric Advantage®, Celebrate®) 
  • 2x tgl Kalziumcitrat
  • Vitamin B12 alle 12 Wochen

Warum empfehlen wir spezielle Hersteller: Die durchschnittliche Verweildauer einer Tablette/ Kapsel im Magen:

  • Nicht operierter Magen ca. 1-3 Stunden
  • Schlauchmagen ca. 20 min
  • Bypass ca. 5 min

Tabletten aus dem Drogeriemarkt, bzw. aus der Apotheke sind meist hartgepresst und lösen sich nur langsam auf; sie werden teilweise ungenutzt ausgeschieden.

Kontakt Adipositaschirurgie

Ansprechpartnerin Kinder- und Jugendchirurgie: PD. Dr. med. Michaela Klinke Petrowsky

Mittwoch 08:30 Uhr - 14:30 Uhr 

E-Mail kinderchirurgie@remove-this.umm.de 
Telefon 0621/383-5574

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