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Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Starkes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern begünstigt Folgeerkrankungen wie das metabolische Syndrom (Insulin-Resistenz, gestörte Glukose-Toleranz, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie), Lebererkrankungen, Herzerkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparats. Besteht starkes Übergewicht über viele Jahre, verkürzt sich die Lebenserwartung sehr deutlich. Darüber hinaus leiden Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas unter einer relevanten psychosozialen Belastung durch Diskriminierung, Ausgrenzungen und Stigmatisierungen, was das Selbstwertgefühl deutlich vermindern kann. In Deutschland leiden über eine Millionen Kinder und Jugendliche an Übergewicht und ca. 800.000 an Adipositas (starkem Übergewicht).

Unser Behandlungskonzept

Das wichtigste Ziel in der Therapie von Übergewicht und Adipositas ist eine signifikante und dauerhafte Gewichtsreduktion. Hierdurch lässt sich das Risiko für Folgeerscheinungen wie u.a. Bluthochdruck, Metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2 entscheidend senken. Darüber hinaus soll eine Verbesserung der Mobilität und der Lebensqualität erreicht werden.

Grundlage der Adipositastherapie sind die Komponenten Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie. Essentiell ist die Kombination der einzelnen Komponenten, da der isolierte Einsatz der einzelnen Komponenten nicht zum langfristigen Erfolg führt. Hierbei ist die Unterstützung des Patienten durch Eltern und Familie grundlegend. Bei unzureichender Gewichtsreduktion durch die drei  Komponenten kann eine zusätzliche medikamentöse Therapie erfolgen.

Sollten Ernährungsumstellung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sowie medikamentöse Therapien nicht ausreichen, um ausreichend und dauerhaft abzunehmen, kommt eine bariatrische Operation (= Adipositaschirurgie) in Frage. Diese kann nicht nur zu einer erheblichen Gewichtsabnahme, sondern auch zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen. Zudem kommt es durch die Gewichtsreduktion nach einer bariatrischen Operation häufig zur Besserung oder gar kompletten Rückbildung der durch die Adipositas bedingten Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe, Asthma, Gelenkerkrankungen und gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD). Infolgedessen senkt die bariatrische Chirurgie das mit Adipositas verbundene Sterblichkeitsrisiko um 30 bis 40 Prozent.

Interdisziplinäre Sprechstunde

Die Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas findet in Zusammenarbeit von Kinderheilkunde sowie Kinder- und Jugendchirurgie statt und steht in engem Austausch mit den Kollegen des Adipositas Zentrum Rhein-Neckar um Prof. Dr. med. Mirko Otto.

Ansprechpartner Kinder- und Jugendheilkunde: Dr. med. Manuel Poppe

Ansprechpartnerin Kinder- und Jugendchirurgie: PD. Dr. med. Michaela Klinke Petrowsky 

Die Sprechstunde findet donnerstags von 08:30 Uhr bis 14:00 Uhr statt.
Terminvergabe unter:

Bitte bringen Sie zu Ihrem Termin einen Überweisungsschein sowie alle bisherigen Unterlagen von ärztlichen Konsultationen, Ernährungsberatung und Sporttherapie mit.

Multimodales Konzept

Im Rahmen des Multimodalen Konzeptes sollen die vielfältigen Therapiemöglichkeiten der Adipositas ausgeschöpft werden. Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie stellen die Hauptelemente des Multimodalen Konzeptes dar. Dieses sollte im Kindes- und Jugendalter für mindestens 6-12 Monate durchlaufen werden. Bei Versagen der konservativen Therapieoptionen wird durch das interdisziplinäre Team die Indikation und Fähigkeit des Patienten zur bariatrischen Operation geprüft.

Kriterien für Bariatrische Chirurgie

Damit bei Ihrem Kind eine bariatrische Operation möglich ist, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • BMI-Perzentile ≥ 99.5 oder ≥ 97 bei Vorliegen einer relevanten Komorbidität 
  • Verständnis für die lebenslang notwendige Substitution von Supplementen
  • Vervollständigung aller notwendigen Voraussetzungen zur Stellung der Operationsindikationen (Multimodales Konzept)
  • Bereitschaft, die Nachsorgetermine nach der Operation gewissenhaft wahrzunehmen

Darüber hinaus werden zum Abschluss des Multimodalen Konzepts folgende Unterlagen zur interdisziplinären Evaluation einer Operationsindikation benötigt:

  • Empfehlungsschreiben der Ernährungsberatung (mindestens 6 – 12 Monate)
  • Sporttagebuch (mind. 2h körperliche Aktivität/Woche über mindestens. 6 – 12 Monate, z.B. Schwimmen, Radfahren, Laufen, etc.)
  • Psychologische Bestätigung der Eignung zur bariatrischen Chirurgie
  • Empfehlung durch den Kinderarzt/Hausarzt zur bariatrischen Chirurgie
  • Beurteilung Orthopädie bzgl. Vorliegen Folge- und Verschleißerscheinungen
  • Beurteilung Endokrinologie (Ausschluss anderer Ursachen der Adipositas)
  • Beurteilung HNO (Vorliegen OSAS)
  • Aktuelle Endoskopie (ÖGD zum Ausschluss Pathologien des oberen Gastrointestinaltraktes)

Operationsverfahren

Das Grundprinzip einer bariatrischen Operation besteht darin, die Nahrungsaufnahme einzuschränken und Verdauungsprozesse zu verändern, wodurch zahlreiche Stoffwechselprozesse beeinflusst und hormonelle Umstellungen in Gang gebracht werden. Letztlich ermöglichen die Operationen somit eine bessere Hunger-Regulation. In der bariatrischen Chirurgie von Kindern und Jugendlichen kommen vornehmlich folgende zwei Therapieverfahren zum Einsatz:

  • Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie): Hierbei wird der Großteil des Magens (ca. 80-90%) entfernt. Hierdurch wird die Nahrungsmenge, die pro Mahlzeit aufgenommen werden kann, reduziert. Bei diesem Verfahren sind Komplikationen durch eine verminderte Aufnahme von Nährstoffen gering. Die Operation erfolgt minimal-invasiv (mittels Laparoskopie oder DaVinci-Roboter).
  • Roux-en-Y-Bypass: Bei diesem Verfahren wird zunächst ein kleineres Magenreservoir geschaffen. Nachfolgend wird ein Teil des Dünndarms von der Nahrungspassage ausgeschlossen, so dass hier keine Nährstoffaufnahme erfolgen kann. Hierdurch wird zum einen das Füllungsvolumen des Magens verkleinert. Zum anderen kann der Körper durch die kürzere Passagestrecke im Dünndarm weniger von der zugeführten Nahrung verwerten. Hierdurch kann eine relevante Gewichtsreduktion erreicht werden. Bei diesem Verfahren ist die Substitution lebenswichtiger Supplemente essentiell. Auch diese Operation erfolgt minimal-invasiv (mittels Laparoskopie oder DaVinci-Roboter).

Nachbehandlung

Nach der Operation befindet sich der Patient circa zwei Nächte auf unserer Station für Kinder und Jugendliche. Bei normalem Verlauf erfolgt dann die Entlassung nach Hause. Sie erhalten hierbei bereits Ihren ersten Nachsorgetermin, welcher ca. 2-3 Wochen nach der Operation stattfinden wird. Wir informieren Sie ausführlich zu allen relevanten Themen wie Ernährung und Substitution von Vitaminen und Spurenelementen. Innerhalb der ersten 3 Jahre nach Operation werden Sie im Rahmen der Nachsorge an unsere Sprechstunde und Adipositaszentrum Rhein-Neckar angebunden. Es ist essentiell, dass auch nach einer bariatrischen Operation weiterhin auf eine bewusste Ernährung und ausreichend Bewegung geachtet wird.

Kontakt Adipositaschirurgie

Ansprechpartnerin Kinder- und Jugendchirurgie: PD. Dr. med. Michaela Klinke Petrowsky

Mittwoch 08:30 Uhr - 14:30 Uhr 

E-Mail kinderchirurgie@remove-this.umm.de 
Telefon 0621/383-5574

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